Welches ist das beste Auto für den Klimaschutz? Die Antwort: gar keins. Zumindest: deutlich weniger Autos. Mal Hand aufs Herz – was würde dich bewegen, das Zweitauto abzugeben? Mehr Buslinien mit erhöhtem Takt? E-Bikes und E-Lastenräder zum Ausleihen? Sicher hilfreich. Aber es gibt noch eine Idee: Carsharing, also „Auto teilen“. Wie das geht, zeigt das Video links. Auch Radio Bonn-Rhein-Sieg berichtete am 30.3.2021 über unser Carsharing auf dem Land.
Carsharing bietet eine Win-Win-Win-Lösung: Erster Gewinner bist du selbst, denn du musst dich dann nicht mehr um Reparaturen und TÜV kümmern und sparst Kosten für Steuern und Versicherungen, da diese unter allen Beteiligten aufgeteilt werden.
Zweiter Gewinner ist der Umweltschutz: Denn wenn sich zehn Fahrer ein Fahrzeug teilen, brauchen wir insgesamt eine kleinere Anzahl von Autos und sparen wertvolle Ressourcen, zum Beispiel für die Batterie.
Dritter Gewinner ist auf lange Sicht das öffentliche Leben in der Gemeinde, da weniger Parkplätze gebraucht werden, so dass Platz für Radwege, breitere Bürgersteige, Grünflächen und Outdoor-Cafés frei wird.
Bundesweit gibt es schon über 200 Carsharing-Anbieter. In Bonn sind StattAuto, Scouter, Cambio und Finkster am weitesten verbreitet. Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es vereinzelt Carsharing-Angebote in Siegburg, Sankt Augustin, Troisdorf, Niederkassel und Hennef.
Der Klima-Treff möchte Carsharing ab Sommer 2021 auch nach Eitorf holen. Die Fahrzeuge sollen Elektroautos sein - im Betrieb emissionsfrei, da sie zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen werden. Den Betrieb der Fahrzeuge organisiert eine Genossenschaft aus Siegburg, bei der die Energie- und Verkehrswende in Bürgerhand bleiben – die BürgerEnergie Rhein-Sieg eG.
Der Clou: Die BürgerEnergie Rhein-Sieg bietet „Carsharing im Quartier“. Die E-Autos stehen nicht am Bahnhof oder Markt (also meist zu weit von zu Hause weg), sondern innerhalb des eigenen Wohnviertels, damit zwischen Haustür und gemeinsamem Auto höchstens ein halber Kilometer liegt. So könnte ein Carsharing E-Auto in Alzenbach noch interessant sein für Nutzer aus Bitze und Halft. Immer wenn in einem Ortsteil etwa zehn bis 15 Interessenten zusammenkommen, kann dort eine eigene Station eröffnet werden – zum Beispiel in Merten oder in Huckenbröl oder in Bohlscheid. Idealerweise gibt es in einigen Jahren mindestens ein geteiltes Auto auf jedem der Eitorfer Hügel. Wenn jede teilnehmende Familie privat ein Benzin- oder Dieselauto weniger fährt, ist schon viel gewonnen. Ganz Mutige trauen sich vielleicht, ganz auf ein eigenes Auto zu verzichten und nur auf Carsharing, Fahrrad, Bus und Bahn zu setzen.
Konkret buchen die Teilnehmenden „ihr“ Auto spontan oder bis zu 30 Tage im Voraus über eine App. Da ist dann zum Beispiel eine
Familie, die montags das Auto für den Fußballverein des Sohnes braucht. Eine Rentnerin fährt am Vormittag damit zum Arzt. Ein Single kauft damit nach Feierabend im Baumarkt ein. Ein junges
Pärchen möchte am Freitagabend zum Tanzen. Vollzeitverdiener machen damit am Samstagvormittag den Wocheneinkauf. Eine Familie mit Kindern nutzt es, um am Wochenende ein Freizeitbad zu besuchen.
Da sich alle Nutzer im Wohnviertel privat kennen, sind sie – noch mehr als beim kommerziellen Carsharing – bemüht, das Auto pünktlich und ordentlich wieder abzugeben. Die App plant die
notwendigen Ladezeiten zwischen den Buchungen automatisch ein, so dass die Autobatterie immer voll genug ist, wenn der Nutzer einsteigt.
Was kostet das gemeinsame Auto? Die BürgerEnergie Rhein-Sieg rechnet mit einer monatlichen Grundgebühr zwischen Null bis 30 €. Wer das Carsharing-Auto regelmäßig nutzt, kann die höhere Grundgebühr wählen und zahlt dann pro Stunde nur einen minimalen Betrag. Wer das gemeinsame Fahrzeug nur für Sonderfälle braucht, der entscheidet sich für das Modell mit niedriger Grundgebühr, muss dafür aber einen höheren Stundenpreis zahlen. Zusätzlich fallen allerdings je nach Tarif 15 bis 30 Cent pro gefahrenem Kilometer an. Diese Berechnungen beziehen sich auf den Kleinwagen Renault Zoe und können abweichen, falls sich die Dorfgemeinschaft für ein anderes E-Fahrzeug entscheidet.
Wichtig ist, dass die Nutzer diese Kosten nicht einfach nur mit ihren bisherigen Benzin- und Dieselkosten vergleichen. Denn ein großer Posten beim Privatauto sind die Fixkosten - neben Steuern und Versicherungen gehören dazu die Werkstattkosten und der kontinuierliche Wertverlust. Wer den Wertverlust auf die gefahrenen Kilometer umgerechnet, erkennt, wie teuer sein privates Auto wirklich ist und dass sich Carsharing für Wenigfahrer definitiv lohnt.
Welcher Eitorfer Ortsteil hat bis Frühjahr 2021 als erster ein Dutzend Haushalte zusammen, die beim Carsharing einsteigen möchten? Interessenten können sich ab sofort bei Kirsten Spitz vom Klima-Treff melden: dialog@klimatreff.info