Klimafitter Wald? Eine forstbotanische Wanderung im Landeswald am Hüppelröttchen

Wir hoffen auf gutes Wetter - falls die Wanderung wegen Sturm, Strakregen oder Gewitter ausfallen muss, erfahrst du das HIER am Sonntag, 14.11. vormittags.

 

 

Das sich wandelnde Klima wandelt auch den Wald vor unserer Haustür. Nach den drei Trockenjahren 2018-2020 stockt Erholungssuchenden am Fichten-dominierten Landeswald am Hüppelröttchen der Atem beim Anblick der zahllosen verdursteten und vom Borkenkäfer zerfressenen Fichten und der am Wegesrand aufgetürmten Baumstämme.

 

 

Doch jede Krise ist auch eine Keimzelle für Neues. Wir möchten den Wald mit Ihnen erwandern und fragen: Wie kann hier ein Misch- und Dauerwald entstehen, der den zunehmenden Klimaextremen besser gewachsen ist? Wie viele Fichten sollten als Totholz stehen oder liegen bleiben? Sollten nur heimische oder auch fremdländische Baumarten gepflanzt werden, die einem wärmeren und trockeneren Klima besser gewachsen sind? Wie stark sollten wir auf natürliche Verjüngung setzen? Sollten wir mehr Eicheln, Bucheckern und andere Sämlinge aktiv ausbringen?

 

 

Aber Wald ist nicht nur Opfer der Klimakrise, sondern auch Teil der Lösung: Denn Bäume sind echte Klimaschützer, weil sie beim Wachsen CO2 binden. Doch auch die Holznutzung kann das Klima schützen – vor allem Holz als Baustoff kann klimaschädlichen Zement ersetzen, Holz als Brennstoff kann in geringem Umfang Heizöl und Erdgas ersetzen. Wie viel Wald wollen wir ökologisch nutzen, wie viel sollten wir ganz schützen?

 

 

Auf Einladung des Klima-Treff Eitorf erklärt uns Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft während dieser forstbotanischen Wanderung, welche Erfahrungen die Forstverwaltung mit dem Wandel des Waldes gesammelt hat.

 


Klima-Treff Veranstaltungsreihe "Wald mit Zukunft" (1.-4. Juli 2021, Biologische Station)

Zum Live-Stream der Talkrunde geht es hier.

Zu den Fotos der Ausstellung von Naturfotograf Wolfgang Rupprecht geht es hier.




Unser Ziel

Hast du beim Regen im Frühjahr auch im Stillen gehofft, dass die Wasserspeicher unserer Wälder sich nach drei Trockenjahren endlich wieder ein wenig füllen, damit die Buchen nicht den Fichten folgen? Wälder spenden uns Kühle und Schatten. Ein Waldspaziergang beruhigt unser Gemüt und klärt unsere Gedanken. In den letzten drei Jahren haben wir hautnah erfahren, welch leichtes Spiel Schädlinge haben, wenn Bäume unter Trockenstress stehen. Wälder sind in der menschgemachten Klimakrise aber nicht nur „Opfer“, sondern auch Teil der Lösung:  Beim Wachsen speichern sie CO2 aus der Luft und mildern so die Klimaerhitzung ab. Ihr Holz kann als Baustoff klimaschädlichen Beton ersetzen oder als Möbelstück oder Dämmplatte über viele Jahrzehnte CO2 binden. In geringem Umfang können Stückholz, Pellets oder Hackschnitzel in der Wärmewende auch fossiles Heizöl und Erdgas ersetzen. Sollte ein neuer Mischwald aus Naturverjüngung entstehen oder angepflanzt werden? Sind trockenresistente Exoten zur Erhöhung der Artenvielfalt sinnvoll oder für den Naturschutz riskant? Sollten Waldbauern umsatteln und Windräder auf Kalamitätsflächen bauen? Der Klima-Treff bietet eine Plattform für öffentlichen Dialog: Wie können wir in Zeiten des Klimawandels unseren Wald schützen und gleichzeitig nachhaltig nutzen?

Unser Programm

Donnerstag, 1. Juli 2021

18.00 Uhr: Spaziergang „Eitorfer Parkbäume im Klimawandel” mit Josef-Matthias Freiburg, Umweltbeauftragter der Gemeinde Eitorf (Treffpunkt: Biologische Station - Kleiner Spielplatz - Alter Friedhof - Ortskern - Bahnhofstraße - Siegpark)Wie haben Eitorfs Parkbäume am alten Friedhof, am Markt und im Siegpark die drei Trockenjahre verkraftet? Welche können sich an ein heißeres Klima gut, welche weniger gut anpassen? Welche Vor- und Nachteile haben sie aus ökologischer Sicht? Der Eitorfer Umweltbeauftragte Josef-Matthias Freiburg führt uns zu Gleditschie (Lederhülsenbaum), Traubeneiche, Stadtbirne, Silberlinde, Esskastanie, Ginkgo und dem Blauglockenbaum und erzählt uns deren Geschichten.

 

Freitag, 2. Juli 2021

15.00 Uhr: Ausstellungseröffnung

Grußwort von Dr. Dieter Steinwarz, Biologische Station des Rhein-Sieg-Kreises

Ausstellungs-Eröffnung durch Rainer Viehof, Bürgermeister der Gemeinde Eitorf

  • Foto-Präsentation „Klima wandelt Wald“ von Naturfotograf Wolfgang Rupprecht:
    „Meine Bildserie beschreibt die klimabedingte Veränderung unseres Waldes von den 1960er Jahren bis heute. Sie zeigt die durch Stürme und Dürren der 1990er und 2000er Jahre verursachten Schäden und Verluste – insbesondere an den großflächig angepflanzten Fichtenmonokulturen und weist einen durch nachhaltige Forstwirtschaft möglichen Weg in die Zukunft eines klimaresilienten Waldes.“
  • Film-Doku „Böser Bube Borkenkäfer?“ von Jan Roetz, gerichtet an die jüngere Generation:
    „Das Fichtensterben ist für uns alle sichtbar, wenn wir aus dem Fenster schauen, aber kaum einer weiß, woran et jelegen hat. Die Schäden habe ich dokumentiert und Experten die einzig richtige Frage gestellt: Woran hat et jelegen? Begleitet mich in meinem Dokumentarfilm, um herauszufinden, woran et denn jetzt jelegen hat."

 

18.00 - 20.30 Uhr: Talkrunde „Wald mit Zukunft" (mit Live-Stream), Moderation: Carmen Ulmen, Klima-Treff Eitorf

Auf dem Podium:

 

Samstag, 3. Juli 2021

12 Uhr, 13 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr: Workshops für Kinder und Erwachsene: „Jahrring-Gedächtnis Baum-Lebensgeschichten auf der Spur”, mit Dr. Burkhard Neuwirth, DeLaWi-Jahrringanalytik.

"Zunächst betrachten wir Hölzer verschiedener heimischer Baumarten, um Unterschiede in ihren Jahrringen zu erkennen. Nach der Messung der Breiten der Jahrringe vergleichen wir diese mit Temperatur- und Niederschlagswerten, um so praktisch zu erfahren, welche Klimasignale und letztlich Information über das Klima vergangener Zeiten wir aus Bäumen ablesen können."

17.00 Uhr:Was uns Jahrringe über unser Klima erzählen“, Vortrag und Diskussion mit Dr. Burkhard Neuwirth, DeLaWi-Jahrringanalytik

 

Sonntag, 4. Juli 2021

14.00 Uhr: Zentrale Aspekte eines nachhaltigen Zukunftswaldes”, Vortrag und Diskussion mit Achim Baumgartner, BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg

15.00 Uhr:Der Wald auf Eitorfer Gemeindegebiet“, Vortrag und Diskussion mit Jörg Fillmann, Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft

16.30 Uhr: Forstbotanische Wanderung im Landeswald am Hüppelröttchen mit Jörg Fillmann (musste wegen Gewitter-Warnung leider ausfallen, wird verschoben in den Spätsommer)

Foto: Kahlfläche auf dem Quaden (südwestlich Windeck-Stromberg), im Hintergrund liegen Bitze und Alzenbach. 2021. (c) Wolfgang Rupprecht

Videotipps:

Gemeindebund: Waldsterben 2.0 - Hitze und Dürre in NRW

HR Fernsehen (2021): Die Zukunft des Waldes - Der Wald der Zukunft. Link zur HR-Mediathek.

Doku auf MDR Wissen: Stirbt unser Wald? Wissenschaft zwischen Baum und Borke


Buchtipp:

Hans Dieter Knapp, Siegfried Klaus, Lutz Fähser (Hrsg.) (2021): Der Holzweg. Wald im Widerstreit der Interessen. Oekom-Verlag.

Interviewtipp: