Windkraft auf den Hügeln des Schmelztals in Eitorf?

Foto: Pixabay.


Dialog zu Windkraft begrüßt

Dass manche Menschen Windräder im Wald nahe ihres Gartens nicht schön finden, ist für den Klimatreff durchaus verständlich. Noch unschöner und sogar gefährlich ist aber ein zerstörter Wald durch den fortschreitenden Klimawandel, also durch Dürren, Stürme oder Waldbrände...

Mehr: Siehe Download rechts (Artikel im Mitteilungsblatt vom 28. Juni 2024)

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Klimatreff begrüßt Dialog zu Windkraft
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Zwei Blicke hinter die Steckdose

Der Klimatreff hat im Mai 2024 zwei Bicke hinter die Steckdose geworfen. Wir besichtigten den Braunkohlentagebau Hambach und zwei Windparks in der Eifel. Dieselbe Tour hat am 12.10.2024 auch die Gemeinde Eitorf zusammen mit der BürgerEnergie Rhein-Sieg eG als große Busexkursion für interessierte Bürger*innen angeboten. „Wenn man die fossile und erneuerbare Stromerzeugung direkt nacheinander anschaut, ist offensichtlich, dass Braunkohle nicht nur extrem klimaschädlich, sondern auch extrem naturzerstörend ist“, sagt Carmen Ulmen vom Klimatreff Eitorf.

Windräder im Nadelwald-Forst

Im Vergleich zur großflächigen Verwüstung durch den Braunkohlentagebau kann eine Windenergieanlage im Wald geradezu friedvoll wirken.

 

Windenergieanlagen werden nicht in Naturschutzgebieten oder Nationalparken gebaut, nicht in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten, nicht in Vogelschutzgebieten, auch nicht in inneren Zonen von Biosphärenreservaten. Hier in den Mittelgebirgen ist es aber auf den Hügeln am windigsten – und diese Höhenzüge sind meist bewaldet. Das dicht besiedelte Nordrhein-Westfalen kann sein gesetzlich vorgeschriebenes Flächenziel für Windenergie nur erreichen, wenn auch Waldflächen dafür genutzt werden. Je mehr Abstand zur Wohnbebauung gewünscht ist, desto mehr Waldflächen müssen einbezogen werden.

 

Windenergieanlagen sind in NRW allerdings nur im Nadelwald erlaubt, nicht im Laubwald oder Mischwald. Denn naturnahe Laub- und Mischwälder sind naturschutzfachlich und ökologisch viel hochwertiger als Nadelwaldforste.

 

Im Nadelwald wächst bei uns vorwiegend Fichte – die letzten Jahre haben gezeigt, dass diese ohnehin in trocken-heißen Sommern schnell vom Borkenkäfer befallen wird und hier im Klimawandel wenig Chancen hat. Wenn möglich, werden Windenergieanlagen daher genau in die entstandenen Kahlflächen gestellt, so dass weniger (Nadel)Wald gerodet werden muss.

 

Ohnehin kann unter der Windenergieanlage wieder neuer Wald wachsen. Denn nur rund die Hälfte der während der Bauphase erforderlichen Fläche bleibt versiegelt – die andere Hälfte wird wieder aufgeforstet. Sogar die Fläche, die während der Betriebsphase versiegelt bleibt, muss an anderer Stelle wieder aufgeforstet werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und darauf achten die Forstämter und Genehmigungsbehörden. Insofern führt eine Windenergieanlage im Wald unter dem Strich nicht zu Waldverlust.

 

Mit rund 250 Metern (bis zur Rotorspitze) sind Windräder heute sehr viel höher als früher – dafür produzieren sie heute aber auch ein Vielfaches an Strom. Denn in den höheren Luftschichten weht der Wind deutlich stärker. Und längere Rotoren sammeln den Wind aus größeren Kreisflächen ein. Für den Naturschutz ist es besser, eine kleinere Anzahl an sehr großen Windrädern zu bauen als ein Vielfaches an kleinen Windrädern.

 

Windrad im Nadelwald in Hürtgenwald in der Eifel (Mai 2024). An diesem Windpark ist auch eine Bürgerenergie-Genossenschaft beteiligt. Foto: Herbert Antweiler


Während der Busexkursion am 12.10.2024 besichtigten wir zunächst einen Windpark in Simmerath-Lammersdorf, der 2016 von den Stadtwerken Aachen (STAWAG) in Betrieb genommen wurde und gerade im Februar 2024 um zwei neue Windenergieanlagen erweitert wurde. Da gerade vor Ort eine Wartung vorgenommen wurde, war es spontan möglich, einen Blick in den Turm zu werfen.

 

Zum Vergleich schauten wir uns den Windpark in Hürtgenwald-Peterberg an, der im Jahr 2019 errichtet wurde und u.a. von der Bürgerenergie Kreis Düren eG betrieben wird. Hier konnten wir sehen, dass 5 Jahre nach Inbetriebnahme die beanspruchte Fläche deutlich kleiner ist.

 

Foto rechts: Ralf Bartsch