Zum dritten Mal beteiligte sich der Klimatreff am Internationalen Parking Day - der findet immer am dritten Freitag im September statt. Da aber in Eitorf dann Kirmes ist, haben wir das Event hier eine Woche vorgezogen: auf Freitag, den 13. September 2024.
Wir haben einen Parkplatz umgestaltet zu einer gemütlichen, farbenfrohen Sitzecke, in der es Tee, Kuchen, gute Bücher und entspannte Gespräche gab. Der zweite Parkplatz wurde zum Fahrradabstellplatz umfunktioniert. Dabei passen auf einen Auto-Parkplatz locker sieben Fahrräder. Wie bei allen Parking Days geht es um nichts weniger als die Frage, wie wir den öffentlichen Raum fairer aufteilen können: weniger Platz für abgestelltes Blech, mehr Platz für Radwege, Fahrradabstellplätze, Grünflächen, Sitzbänke und menschliche Begegnung. Öffentlicher Raum sollte für mehr Zielgruppen attraktiv sein - nicht nur für Autofahrer:innen.
Vom Ordnungsamt hatten wir für diese Aktion - wie gewohnt - eine Sondernutzungserlaubnis zur Umnutzung der Gemeinde-Parkplätze von 9-13 Uhr erhalten - denn der ruhende Verkehr unterliegt inkl. Parkraumbewirtschaftung der Zuständigkeit der Ordnungsämter. Mit orangen Pilonen waren die Stellplatzflächen zur Straße hin abgesperrt. Dennoch kam nach rund 1,5 Stunden vor Ort die Polizei und erklärte, dass wir eine Strafanzeige riskierten, falls wir nicht weggingen. Begründung: Wir hätten im Vorfeld eine Demo anmelden müssen, weil wir drei oder mehr Personen waren mit einem politischen Ansinnen. Die Demoanmeldung wäre bei unserer friedlichen Aktion völlig problemlos möglich. Bei den Parking Days der beiden Vorjahre am Markt und an der Asbacher Straße hatte uns das niemand gesagt.
Wir fühlten uns zwischen den unterschiedlichen rechtlichen Einschätzungen von Ordnungsamt und Polizei etwas in die Ecke getrieben und unfair behandelt. Klärende Telefonate mit beiden Behörden ergaben im Nachklapp: Das Ordnungsamt stornierte uns freundlicherweise die 50 € Gebühren für die Sondernutzungserlaubnis. Beim nächsten Mal sollen, wollen und werden wir den Parking Day bei der Polizei als Demonstration anmelden - die ist immer kostenlos. Freitag, der 13. brachte insofern Glück im Unglück...
Dass Aktionen zur Umnutzung der Parkflächen überall anders "geframt" werden, zeigt das Beispiel Bonn: Dort sind Parkplatz-Aktionen Teil der Europäischen Mobilitätswoche, werden als Sondernutzung gewertet, aber die Stadt verzichtet auf Gebühren für die Sondernutzung. Zudem gibt es Städte, in denen Parking Days direkt von den Klimaschutzmanagern der Kommune organisiert werden, um die Bürger:innen für die Moblitätswende zu sensibilisieren.
Mehr Platz für Grün und für Menschen statt Autos
Viele werden sich gewundert haben, was am Freitag, den 15. September auf dem Parkstreifen auf der Asbacher Straße los war. Mitten auf zwei Parkplätzen hatten es sich einige Mitstreiter*innen des Klimatreff Eitorf mit Tisch und Stühlen, Teppichen und Blumen bei Getränken und Knabbereien gemütlich gemacht. „Dürfen die das denn überhaupt? Gemütlichkeit und Begegnung auf einem Parkplatz, wo doch eigentlich Autos parken sollen“, fragten sich einige Passanten. Ja, der Klimatreff hatte diese Aktion ordnungsgemäß angemeldet.
Was ist der Parking Day?
Den internationalen „PARK(ing) Day“ zur Belebung von Innenstädten gibt es schon seit 2005 – mittlerweile findet er jedes Jahr am dritten Freitag im September statt. Unter dem Motto „Mehr Platz für Menschen statt Blechlawinen“ hat sich der Klimatreff in Eitorf in diesem Jahr schon zum zweiten Mal daran beteiligt. Im letzten Jahr hatte die Initiative vier Parkplätze auf dem Marktplatz in einen Platz mit mehr Lebensqualität umgestaltet. Mit dem Parking Day auf der Asbacher Straße wollte der Klimatreff auf den enormen Flächenverbrauch von Autos aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen, wie öffentlicher Raum lebenswerter genutzt werden kann.
Mehr Grün: Wäre es nicht schöner und klüger, Innenstädte und Ortschaften stärker zu begrünen, damit wir uns besser vor den zu erwartenden sommerlichen Hitzewellen schützen können? Mehr Bäume sind eine wichtige Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel – zusätzlich speichern sie beim Wachsen klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft.
Mehr Radverkehr: Statt Abstellplätze für klimaschädliche Benzin- und Diesel-Autos bräuchten wir auch mehr und breitere Radwege sowie Abstellplätze für Fahrräder. Oftmals sind Straßen zu schmal, um einen Radweg abzutrennen – wenn Parkstreifen entfallen, wäre hingegen häufig genug Platz für Radwege. Gut für die Gesundheit und gut fürs Klima.
Mehr Leben: Schließlich könnten Teile des bisherigen öffentlichen Parkraums auch in Raum für Begegnung von Menschen umgewandelt werden – Sitzgelegenheiten für Gespräche und Ausruhen oder freie Spielfläche für Kinder.
Den Marktplatz, der im Normalfall zum Parken von vorwiegend fossil betriebenen Blechkarosserien genutzt wird, gestaltete der Klima-Treff zum Wohlfühlort um: Tische mit Leckereien, gemütliche Liegen unter Sonnenschirmen und groovige Musik luden zum Entspannen ein. „Nehmen Sie sich gern eine Zeitung und setzen sich in den Liegestuhl. Mögen Sie Kekse oder einen Apfel dazu?“, lud Regina Böhm die Passanten ein.
Ein Schaukelpferd, eine Malecke und eine Ecke mit Bauklötzen lockten auch Kinder an: Die Vorschulkinder des Kindergarten Knallfrosch kamen zu Besuch und gestalteten ein Bild „Wie wollen wir in Zukunft unterwegs sein?“ mit vielen Fortbewegungsmitteln, die kein klimaschädliches CO2 ausstoßen. Ein halber Parkplatz diente zudem – deutlich platzeffizienter – als Abstellplatz für fünf Fahrräder.
Wenn wir weniger Auto fahren und uns im Carsharing (E-) Autos teilen, brauchen Städte und Gemeinden weniger öffentliche Parkflächen. Stattdessen kann die freiwerdende Fläche für mehr Stadt-Grün, Straßencafés, Fahrradabstellplätze und Parkbänke genutzt werden. „Blechwüsten verhindern, dass sich zum Beispiel ältere Menschen mit Rollatoren ausruhen und Kinder spielen können. Ohne Autos haben wir mehr Platz für menschliche Begegnungen“, resumiert Annelore Küster vom Klima-Treff.